
Individuell und einflussreich: Wissenswertes zum Mikrobiom
Es ist individuell wie der Fingerabdruck und hat großen Einfluss auf unsere Gesundheit: Das Mikrobiom. Hier wollen wir uns näher ansehen, was das Mikrobiom eigentlich ist und wie wir es (im Unterschied zu unserem Fingerabdruck) beeinflussen können.
Was ist das Mikrobiom?
Das Mikrobiom bezeichnet die Lebensgemeinschaft aller Mikroorganismen, die auf Oberflächen in unserem Körper leben. Das betrifft vor allem unsere Haut und den Darm. Das Mikrobiom des Darms wird umgangssprachlich auch Darmflora genannt und bezeichnet die vielen verschiedenen Mikroorganismen, die unseren Darm besiedeln.
Diese Mikroorganismen - es sind um die 100 Billionen - setzen sich aus Bakterien, Viren und Pilzen zusammen. Zusammen bringen sie fast 2 Kilogramm auf die Waage! Sie bilden ein komplexes System, das unser Wohlbefinden und unsere Gesundheit maßgeblich beeinflusst.
WIE BEEINFLUSST DAS MIKROBIOM UNSERe gesundheit?
Das Mikrobiom beeinflusst unsere Gesundheit auf vielfältige Weise. Die vielfältigen Bakterien unterstützen die Verdauung und haben Einfluss auf unseren Stoffwechsel. Durch die dichte Besiedelung der Darmschleimhaut verhindern sie das Eindringen von Krankheitserregern und sie "trainieren" unser Immunsystem.
Das Mikrobiom hat aber noch zahlreiche weitere Einflussbereiche, viele davon werden derzeit noch intensiv erforscht. Untersucht werden etwa der Einfluss des Mikrobioms auf Erkrankungen wie Asthma, verschiedene Allergien, Diabetes, Fettleibigkeit und sogar Alzheimer und Parkinson. Zwar können diese Krankheiten bereits mit dem Mikrobiom in Verbindung gebracht werden, ob ein geschädigtes Mikrobiom diese Krankheiten begünstigt oder nur gemeinsam damit auftritt, ist aber noch unklar.
Wie entwickelt sich das Mikrobiom des menschen?
Die Zusammensetzung des Mikrobioms ist sehr individuell. Die erste Besiedelung des Darms mit den vielfältigen Bakterien erfolgt schon bei der Geburt. Dabei macht es einen Unterschied, ob die Geburt vaginal oder per Kaiserschnitt erfolgt. Bei einer vaginalen Geburt kommt das Neugeborene mit vielen wichtigen Bakterien der Vaginalschleimhaut in Kontakt. Eine Studie, die 2023 im Cell&Microbe-Fachjournal veröffentlicht wurde, hat allerdings gezeigt, dass die wichtige Bakterienvielfalt auch bei Kindern, die per Kaiserschnitt zur Welt kommen, durch viel Hautkontakt und Stillen erreicht werden kann.
Mit jeder Mahlzeit, die ein Kind kennenlernt, kommen neue Bakterien hinzu. Das Mikrobiom entwickelt sich daher maßgeblich vor allem bis zum 4. Lebensjahr, danach bleibt es relativ stabil.
Zahlreiche Faktoren können es aber auch noch im späteren Leben beeinflussen. Dazu zählen etwa Stress, die Ernährung, Bewegung, Erkrankungen und Medikamente.
Wie beeinflusst die ernährung unser mikrobiom?
Was wir essen, hat direkte Auswirkungen auf unsere Darmflora. Dabei sind vor allem Lebensmittel, die besonders viele Ballaststoffe enthalten, von Vorteil für unser Mikrobiom. Eine Ernährung, die viel Gemüse, Hülsenfrüchte wie Linsen und Vollkornprodukte enthält, wirkt sich sehr positiv auf unsere Darmflora aus. Auch fermentierte Lebensmittel wie Sauerkraut oder Joghurt unterstützen die Darmflora. Einen negativen Einfluss haben hingegen zu viel Zucker, Alkohol, Weißmehl und zu viel rotes Fleisch. Auch Emulgatoren und Zusatzstoffe in verarbeiteten Lebensmitteln stehen in Verdacht, das Mikrobiom zu schädigen.
Die Darmflora ist also veränderbar, allerdings nicht kurzfristig. Wer über kürzere Phasen viel Zucker oder Fast Food zu sich nimmt, wird seine Darmflora nicht dauerhaft negativ beeinflussen. Ist die grundlegende Ernährung aber zu einseitig und enthält sie dauerhaft zu viel der oben genannten Lebensmittel, hat das sehr wohl nachhaltige Auswirkungen auf das Mikrobiom.
wie wirken antibiotika auf das Mikrobiom?
Antibiotika dienen dazu, krankmachende Bakterien abzutöten. Dabei kommt es allerdings teilweise auch zur Elimination "guter" Bakterien im Darm. Antibiotika stören dadurch das empfindliche System des Mikrobioms. Bis das Mikrobiom sich wieder erholt hat, kann es Wochen oder Monate dauern. Die konkreten Auswirkungen sind auch von der Art des Antibiotikums und der Art und Dauer der Einnahme abhängig.
Antibiotika sind ein besonders wichtiges und wirksames Mittel, um schädliche Bakterien zu bekämpfen. Sie sollten aber aufgrund der weitreichenden Auswirkungen nur dann eingenommen werden, wenn sie wirklich notwendig sind. Außerdem sollte immer auf die richtige Dosis und Einnahmedauer Bedacht genommen werden. Werden Antibiotika etwa in zu niedriger Dosis oder zu kurz eingenommen, kann das nämlich Resistenzen fördern. Die Bakterien wehren sich dann erfolgreich gegen das Antibiotikum, das Medikament wird dagegen unwirksam. Damit ist jede*r gefährdet, da bei einer Infektion mit diesen resisten Keimen die Behandlung erheblich schwieriger wird.
Quellen
Bundeszentrum für Ernährung (2023): Mikrobiom: Der Darm und seine Bewohner. URL: Mikrobiom- BZfE
Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (2023): Wie das Darmmikrobiom auf Antibiotika reagiert. URL: Wie das Darmmikrobiom auf Antibiotika reagiert | Deutsches Zentrum für Infektionsforschung (dzif.de)
Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (2024): Das Mikrobiom - Nur gemeinsam sind wir stark. URL: Das Mikrobiom | Wissen | Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung (helmholtz-hzi.de)
Meinmed.at (2024): Die Darmflora. URL: Was ist die Darmflora? » Alles über Darmbakterien & Co. | MeinMed.at
Robert-Koch-Institut (2019): Grundwissen Antibiotikaresistenz. URL: RKI - Antibiotikaresistenz - Grundwissen Antibiotikaresistenz