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HIV-Heimtests: Wann kommen sie und was bringen sie?

11. Juni 2018

Seit Anfang Juni 2018 ist der Verkauf von HIV-Heimtests (ausschließlich) in österreichischen Apotheken offiziell per Gesetz erlaubt. Mit HIV-Heimtests sind fertig angebotene Pakete für einen Bluttest gemeint, die mit Hilfe eines Bluttropfens innerhalb von wenigen Minuten eine HIV-Infektion feststellen können. 

 

Die Tests sind ab Mitte Juli 2018 in Apotheken verfügbar. Zuvor arbeitete die Österreichische Apothekerkammer gemeinsam mit einer Expertenkommission der Österreichischen Aidsgesellschaft noch an einer Empfehlung zu den Tests, hielt Schulungen ab und produzierte in Kooperation mit der Aidshilfe eigene PatientInnen-Informationsfolder. 

 

Diese Maßnahmen sind durchaus notwendig, denn obwohl HIV-Heimtests unbestrittenerweise die Hemmschwelle zur Durchführung eines HIV-Tests senken, ist gute Aufklärung und Beratung bei der Abgabe der Tests sehr wichtig. 

 

Da wir im Mariechen seit über 20 Jahren mit HIV und AIDS befasst sind, möchten wir hier nochmal die  Vor- und Nachteile der HIV-Heimtests zusammenfassen.

Welche Vorteile bringen die HIV-Heimtests?

Der größte Vorteil, den auch die Aidshilfen betonen, ist der niederschwellige Zugang zur Testmöglichkeit: Im Sinne der 90-90-90 Ziele der UNO, sollten so viele Menschen wie möglich ihren HIV-Status kennen, um gegebenenfalls so früh wie möglich eine Therapie zu erhalten.

 

Derzeit ist es leider noch immer so, dass in Österreich viele Neudiagnosen in einem späten Stadium der Infektion erfolgen - das bedeutet, dass die Betroffenen erst Jahre oder Jahrzehnte nach der Ansteckung mit HIV davon erfahren und das Virus - möglicherweise bereits mehrfach - durch ungeschützten Sex weitergegeben haben. Zudem ist das Immunsystem oft bereits sehr geschwächt, was den Therapieerfolg erschweren kann. Eine frühe Behandlung bedeutet nicht nur bessere Therapiechancen, sondern auch die Eindämmung der Weiterverbreitung des Virus: HIV-positive Menschen, die eine wirksame antiretrovirale Therapie erhalten, können das Virus nicht mehr weitergeben

 

Ein breiteres Testangebot ist daher auf jeden Fall von Vorteil. Zwar kann man anonyme und niederschwellige Angebote auch in den Aidshilfe-Häusern in Anspruch nehmen, für viele ist die Hemmschwelle, ein Aidshilfe-Haus oder den Hausarzt dazu aufzusuchen, dennoch zu hoch. Einen Test alleine zuhause durchführen zu können, bietet einen weitaus intimeren Rahmen. 

 

Während es früher auch noch viel Kritik an der Unzuverlässigkeit der Tests gab, haben sich die meisten verfügbaren Heimtests qualitativ mittlerweile stark verbessert. Der in Frankreich bereits zugelassene Test Autotest-VIH erkennt etwa 99,8% der nicht-infizierten Personen auch korrekt als nicht infiziert.

Was spricht gegen Heimtests?

Obwohl grundsätzlich jede Möglichkeit, die HIV-Testraten zu erhöhen und damit auch die Weiterverbreitung des Virus einzudämmen, zu begrüßen ist, ist bei den Selbsttests auch Vorsicht geboten. Zwar haben sich die Tests mittlerweile qualitativ weiterentwickelt, die Durchführung alleine zuhause ist jedoch keineswegs immer so einfach wie von den Herstellern propagiert.

 

Anwendungsfehler können in weiterer Folge zu falschen Testergebnissen führen, die - vor allem im Fall von falsch negativen Ergebnissen - fatale weitere Auswirkungen haben können. 

 

Bei HIV-Tests ist zudem immer das diagnostische Fenster von 3 Monaten (12 Wochen) zu beachten: Das bedeutet, dass eine HIV-Infektion erst 3 Monate nach dem Risikokontakt nachgewiesen werden kann. Der Hinweis auf das diagnostische Fenster muss deshalb deutlich und auch in der Beratung nochmal erfolgen. 

 

Während man einige Nachteile durch gute Beratung und Kommunikation im Vorfeld abmildern kann, bleiben die Bedenken vor allem in einer Situation bestehen: Nämlich wenn die Person, die alleine zuhause einen HIV-Tests durchführt, ein positives Testergebnis erhält. Obwohl HIV mittlerweile durchaus kein Todesurteil mehr bedeutet und sehr gut behandelbar ist, erleben viele Menschen ihre Diagnose als Schock. In einem solchen Moment sollte man von ausgebildeten ExpertInnen betreut und "aufgefangen" werden können. Zwar geben die meisten Testanbieter in ihren Testanleitungen auch Beratungshotlines an, der persönliche Kontakt ist in dieser Phase allerdings durchaus empfehlenswert. 

 

Hinzu kommt, dass jedes reaktive Testergebnis (= Hinweis auf HIV-Infektion durch einen Heimtest), das man erhält, in weiterer Folge von einem Arzt oder einer Ärztin bestätigt werden muss. Erst dann kann man tatsächlich sicher sein, dass man HIV-positiv ist. 

Für wen sind die Heimtests geeignet?

Die Heimtests sind grundsätzlich für alle geeignet, die nach einem Ansteckungsrisiko einen ersten Test in intimer Umgebung machen möchten. WICHTIG aber zu beachten ist: Der Test kann nur dann ein zuverlässiges Ergebnis liefern, wenn das Ansteckungsrisiko (zB der ungeschützte Sex) mindestens 12 Wochen zurückliegt!  

 

Geeignet ist der Test auch für jene, die mit ihrer/m festen PartnerIn ungeschützten Verkehr haben möchten, und eine HIV-Infektion zuvor sicher ausschließen wollen. 

 

Natürlich profitieren vor allem sogenannte vulnerable Gruppen - also jene Menschen, die einem hohen Risiko ausgesetzt sind, besonders davon: Das sind etwa Männer, die Sex mit Männern haben, NutzerInnen von intravenösen Drogen, Menschen mit häufig wechselnden GeschlechtspartnerInnen, GeschlechtspartnerInnen von nicht therapierten HIV-positiven Personen oder Menschen, die aus Ländern mit hoher HIV-Verbreitung stammen. 

 

Wann sollte der Test nicht verwendet werden?

Die HIV-Heimtests können nicht verwendet werden,

  • um  eine akute HIV-Infektion auszuschließen (diagnostisches Fenster von 12 Wochen - siehe oben)
  • zur "Kontrolle" von (un-)bekannten SexualpartnerInnen 
  • zur Kontrolle der Wirksamkeit einer HIV-Therapie (der Test kann keine Virenlast nachweisen, sondern nur, ob generell Viren vorhanden sind) 
  • um andere sexuell übertragbare Krankheiten zu testen (Syphilis, etc)
  • um die regelmäßige Kontrolle während der PrEP durchzuführen (dazu ist nur ein Labortest  erlaubt)

Wer sich für einen HIV-Heimtest interessiert, sollte sich im Vorfeld gut informieren und beraten lassen. Sollten Sie Fragen zu HIV-Selbsttests haben, beraten wir natürlich auch sehr gern persönlich und diskret bei uns im Mariechen. Ihre Fragen können Sie uns alternativ auch per E-Mail an positiv@marienapo.eu schicken oder unter 01/597 02 07 in der Apotheke anrufen. 

Marien Apotheke Wien

Mag. pharm. Karin Simonitsch

Schmalzhofgasse 1 • 1060 Wien 

 

T: 01/597.02.07 

F: 01/597.02.07–66

Email: info@marienapo.eu 

Onlineshopwww.mariechen.wien

 

      

 

Anmeldung Hautanalyse (gratis) 

 

Anmeldung Impfberatung (gratis)

 

Anmeldung FSME-Antikörper-Test (€ 25)


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