Bild von Miriam Alvarado von der an.doc.stelle und Ines Werzinger von der Marien Apotheke, die vor einem Raum mit Glastür stehen. An der Wand steht links daneben

Nachgefragt: Interview mit Miriam Alvarado von der an.doc.stelle

29. November 2023

In unserem Haus an der Ecke Schmalzhofgasse und Otto-Bauer-Gasse haben wir tolle Nachbar*innen - unter anderem die Teampraxis Breitenecker und die an.doc.stelle! Mit der Leiterin der an.doc.stelle, Miriam Alvarado-Dupuy, hat Apothekerin Ines Werzinger im November ein spannendes Interview geführt - über die vielfältigen Angebote der an.doc.stelle, ganzheitliche Medizin und Krisenintervention nach HIV-Erstdiagnosen. 

Was ist die an.doc.stelle?

Miriam Alvarado: Die an.doc.stelle ist eine Beratungsstelle, die an eine Hausarztpraxis angeschlossen ist, konkret an die Teampraxis Breitenecker. Wir stellen ein sehr breites Beratungsangebot zur Verfügung, das für die ganzheitliche Versorgung von Menschen mit jeglichen Erkrankungen bedeutsam ist und auch zur Erhaltung der Gesundheit beiträgt. Wir sind ein gemeinnütziger Verein und rein spendenfinanziert. Alle unsere Angebote sind kostenlos.

Welche Beratungen werden angeboten?

Wir bieten wie gesagt ein breites Spektrum an: Sozialberatung, Rechtsberatung, Psychotherapie, Ernährungsberatung, Trans*Beratung oder Sexualberatung. Dabei gibt es die Möglichkeit der Einzelberatung, wir haben aber auch viele Gruppenangebote. Es gibt zum Beispiel den Chemsex-Talk, dann die Tinte, das ist eine Mal- und Gestaltungstherapeutische Gruppe für Trans*Personen, und es gibt Workshops zum Thema Ernährung. Alle diese Gruppenangebote werden sehr gut angenommen und es macht auch wirklich Spaß. Es ist eine willkommene Abwechslung für uns und die Klient*innen. Aber natürlich können sie die Einzelberatungen nicht ersetzen.  

Braucht es eine ärztliche Überweisung, um beratung in Anspruch zu nehmen?

Nein, man kann direkt bei uns andocken. Natürlich kommen aber viele (ohne Überweisung) über die Teampraxis Breitenecker zu uns. Wir sind ganz normal von Montag bis Freitag erreichbar, meistens am Vormittag. Ein Case Management ist immer erreichbar und Menschen mit unterschiedlichsten Fragen oder Problemen rufen mich an. Ich sehe mir dann an, ob das ein Thema ist, bei dem wir behilflich sein können. Falls dem nicht so ist, kann ich andere Einrichtungen oder Berufskolleg*innen weiterempfehlen.

Welche Zielgruppen werden angesprochen?

Die Haupt-Zielgruppe, die wir ansprechen, sind Menschen, die mit HIV leben, Trans*-Personen und Menschen, die sexualisierten Substanzkonsum praktizieren. Diese Zielgruppen sind Gruppen, die im Sozial- und Gesundheitsbereich sehr oft weitergeschickt werden. Es kann dann wirklich frustrierend sein, wenn man schon bei fünf Stellen war und noch immer nicht das Gefühl hat, dass man richtig unterstützt wird. Unser Anspruch ist deshalb, dass wir Menschen, die bereits bei uns in der an.doc.stelle betreut werden, im Sinne eines „One-Stop“-Modells auch behalten. Das heißt, es kann sein, dass eine Person in der Ordination ist und dort ihre körperlichen Themen betreut bekommt, dann gleichzeitig bei uns Psychotherapie in Anspruch nimmt, zur Ernährungsberatung geht, vielleicht auch zur Sozialberatung und Rechtsberatung.

Mit welchen Themen kommen etwa HIV-positive Menschen zur an.doc.stelle?

Wenn zum Beispiel in der Teampraxis oder auch woanders eine HIV-Erstdiagnose gestellt wird, versuchen wir, die Menschen schnell aufzufangen und eine erste Krisenintervention zu machen bzw. eine therapeutische Aussprache anzubieten. Wir wollen diese Menschen auf keinen Fall alleine lassen. Dann haben wir natürlich alle Beratungsangebote, die wir auch anderen Menschen anbieten: Es kann Ernährungsberatung bedeutsam sein, auch Suchtberatung. Da geht es zum Beispiel darum, wie sich verschiedene illegale Substanzen mit der HIV-Medikation vertragen. Es können sich auch rechtliche oder sozialarbeiterische Fragen ergeben, wenn es zum Beispiel zu Schwierigkeiten in Beruf oder Privatleben kommt. Aber ich würde nicht sagen, dass Menschen mit HIV spezielle andere Beratungsangebote benötigen, diese Angebote sind für alle Menschen bedeutsam.

werden auch noch andere Zielgruppen in der an.doc.stelle betreut?

Ja, grundsätzlich stehen wir allen Menschen zur Verfügung. Oft wenden sich Menschen an uns, die dringend eine Psychotherapie brauchen und sich das zum Beispiel nicht leisten können. Aber in diesen Fällen können wir leider nur bei der Therapeut*innen-Suche unterstützen. Eine Psychotherapie direkt bei uns im Haus bieten wir nur den zuvor genannten Zielgruppen an, weil wir einfach die Erfahrung gemacht haben, dass diese Personen spezialisierte Beratung brauchen. Gerade diese Gruppen sind stark stigmatisierte Gruppen und kommen oft zu uns nachdem sie bereits vielfältige Diskriminierungserfahrungen gemacht haben, hauptsächlich im medizinischen Bereich. Deshalb wollen wir sie auch nicht mehr weiterschicken. Aber Personen mit weniger stigmatisierten psychischen Erkrankungen wie zum Beispiel Depressionen, die sind auch an anderen Stellen sehr gut aufgehoben. Da gibt es viele Stellen, die sich damit gut auskennen.

Wie schnell bekommen Personen, zB mit einer HIV-Erstdiagnose, einen Beratungstermin?

Also wenn es wirklich dringend ist, geht es schnell. Bei Erstdiagnosen kontaktieren uns manchmal auch die Ärztinnen*Ärzte direkt. Wenn es Wartezeit gibt, kann man als Überbrückung jederzeit auch ein erstes telefonisches Entlastungsgespräch führen. Auch in anderen Fällen können wir eine telefonische Erstberatung anbieten, wenn der Termin vor Ort erst später wäre. Unsere Rechtsberatung findet regulär nur einmal im Monat statt, aber da kann man eben schon telefonisch Beratungsgespräche führen, damit die Menschen in Akutsituationen nicht alleine gelassen werden.

die an.doc.stelle ist also eine richtige One-Stop-Anlaufstelle: es gibt ein Problem und man wird vollumfänglich aufgefangen.

Ja, das ist das, was wirklich machen wollen und unser größtes Anliegen. Auch diesen ganzheitlichen Blick auf die Menschen im Sinne der biopsychosozialen Medizin zu haben. Da kann ich auch für das Team der Teampraxis Breitenecker sprechen, denn da wird das wirklich gelebt.

 

Spenden an die an.doc.stelle

Der Verein an.doc.stelle finanziert sich zu 100% aus Spenden. Wenn Sie die wertvolle Arbeit und die Beratungsangebote des Teams unterstützen möchten, können Sie an dieses Konto spenden:

 

IBAN AT55 2011 1828 5681 3100

BIC GIBAATWWXXX

Marien Apotheke Wien

Mag. pharm. Karin Simonitsch

Schmalzhofgasse 1 • 1060 Wien 

 

T: 01/597.02.07 

F: 01/597.02.07–66

Email: info@marienapo.eu 

Onlineshopwww.mariechen.wien

 

      

 

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