
Tamoxifen: Drohender Lieferengpass
Vor einigen Wochen wurde bekanntgegeben, dass Tamoxifen in Deutschland knapp wird. Tamoxifen ist Bestandteil der Brustkrebs-Therapie und wird als selektiver Estrogenrezeptor-Modulator, als sogennates Antiestrogen, eingesetzt. Die Lieferengpässe, die Mitte Februar vom deutschen Gesundheitsministerium öffentlich gemacht wurden, drohen nun auch in Österreich zu Problemen zu führen.
In der Marien Apotheke ist derzeit noch genug Tamoxifen gelagert und verfügbar.
Versorgungsrelevanter Wirkstoff
Der Tamoxifen-Lieferengpass stellt Ärzt*Innen und Apotheker*Innen vor Herausforderungen. Da dieses Arzneimittel als fester Bestandteil des Behandlungsschemas bei Mammakarzinomen schwer ersetzt werden kann, ist die Sorge vor Versorgungslücken entsprechend groß. Da die Suche nach geeigneten Alternativen komplex ist, befindet sich Tamoxifen auf der Liste der vorsorgungsrelevanten Wirkstoffe des deutschen Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte. Außerdem birgt der Wechsel auf andere Wirkgruppen grundsätzlich Gefahren von zusätzlichen Neben- und Wechselwirkungen.
Gründe für Lieferengpässe unklar
Über die Hintergründe des Lieferengpasses gibt es bislang keine klaren Informationen. Eine Erklärung dafür könnte der gestiegene Bedarf bei gleichzeitigen Produktionsproblemen sein, die möglicherweise mit Lockdown-Maßnahmen im Zusammenhang stehen. Die Herstellerfirmen reagieren bereits mit vorgezogenen Produktionen tamoxifenhaltiger Arzneimittel auf die aktuelle Situation, wodurch bis Ende April 2022 wieder ausreichend nachproduzierte Ware zur Verfügung stehen sollte. Bis dahin muss über verschiedene Kompensationsmaßnahmen dafür gesorgt werden, dass komplette Versorgungslücken ausbleiben.
Keine Rezepte für individuelle Bevorratung
Ärztinnen und Ärzte werden dazu aufgefordert in den kommenden Monaten keine Rezepte für eine individuelle Bevorratung auszustellen. Patient*nnen sollten stattdessen erst dann ein Folgerezept erhalten, wenn eine weitere Verordnung erforderlich ist. Mit dieser Maßnahme sollen regionale oder individuelle Bevorratungen unterbunden werden, um allen Betroffenen eine unterbrechungsfreie Therapie zu ermöglichen.
Lieferengpässe - Ein globales Problem
Arzneimittel-Lieferengpässe stellen ein globales Problem dar und sind von vielen verschiedenen Faktoren abhängig. Im Jahr 2019 waren auch in Österreich 323 Arzneimittel davon betroffen. Leider erfahren Apotheker*innen aufgrund der komplexen und multifaktoriellen Gründe für Engpässe oftmals zu spät von bevorstehenden Problemen. Bisher wurden dem Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) aber noch keine Fälle gemeldet, bei denen Patient*innen aufgrund von Medikamenten-Lieferengpässen zu Schaden gekommen sind. In vielen Fällen stehen wirkstoffgleiche Medikamente, geeignete Ersatzpräparate oder spezielle Maßnahmen zur Kompensation solcher Engpässe zur Verfügung. Die primäre Verantwortung, die Lieferfähigkeit von Arzneimitteln aufrecht zu erhalten, liegt bei den Zulassungsinhaber*innen bzw. bei den Großhändler*innen.
Quellen:
Deutsche Apotheker Zeitung: Was steckt hinter dem Tamoxifen Engpass?
Deutsche Apotheker Zeitung: Wegen Lieferengpass keine Tamoxifen Rezepte auf Vorrat ausstellen.
AGES: Arzneimittel-Lieferengpässe