
Welt-AIDS-Tag: 5 Fakten zu HIV und AIDS
Der diesjährige Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember steht unter dem Motto End inequalities. End AIDS. End Pandemics (deutsch: Ungleichheiten beenden. AIDS beenden. Pandemien beenden). Dies erinnert einmal mehr daran, dass die Corona-Pandemie nicht die einzige ist, die dringend beendet werden muss und dass Diskriminierung von HIV-positiven Menschen leider immer noch ein großes Thema ist. Um Awareness zu schaffen organisiert die Aidshilfe Wien daher, wie jedes Jahr, ein umfassendes Programm zum Welt-AIDS-Tag.
Als HIV-kompetente Apotheke, die bereits seit den frühen 90er-Jahren Menschen mit HIV betreut, zeigen wir natürlich das ganze Jahr über Schleife und engagieren uns, um zur Aufklärung über HIV und AIDS beizutragen. Den Welt-AIDS-Tag nutzen wir deshalb auch, um Ihnen ein paar Fakten, die Sie so vermutlich noch nicht kennen, zu präsentieren!
Fakt #1: Es bräuchte 7 Liter speichel, um HIV über Küssen zu übertragen
Die Viruslast im Speichel ist so gering, dass das HI-Virus also ganz klar nicht über das Küssen übertragen werden kann (die Info zur Speichelmenge entstammt übrigens dem Online-HIV-Talk von Mag. Birgit Leichsenring am 23.11.2021). Auch das Trinken aus dem selben Glas, das Benutzen des gleichen WCs, Umarmen oder Händeschütteln stellen keinerlei Infektionsquellen dar. HIV wird nur über Blut, Sperma oder Vaginalflüssigkeit übertragen.
Fakt #2: HIV-Positive unter therapie können das Virus nicht mehr übertragen
Auch nicht bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr! Dieses Prinzip nennt sich N=N (nicht nachweisbar = nicht übertragbar) bzw. U=U (undetectable = untransmittable) oder Schutz durch Therapie. Mit einer Antiretroviralen Therapie kann die Viruslast im Blut unter der Nachweisgrenze gehalten werden, wodurch das HI-Virus nur noch in so geringer Menge vorliegt, dass es nicht mehr nachweisbar ist. Nach etwa 6 Monaten ist die Viruslast auch im Sperma und in der Vaginalflüssigkeit so gering, dass HIV auch beim Sex nicht mehr übertragen werden kann. Voraussetzung ist natürlich, dass die Medikamente regelmäßig eingenommen werden und eine engmaschige ärztliche Kontrolle erfolgt.
Fakt #3: Im Notfall hilft die PEP
Die PEP ist die post-expositionelle HIV-Prophylaxe. Diese umfassen Medikamente, die nach einem hohen Infektionsrisiko eingenommen werden können, um eine Ansteckung mit HIV zu verhindern. Das Prinzip ist ähnlich wie bei der "Pille danach". Wenn das Kondom gerissen ist oder ungeschützter Vaginal- oder Analverkehr mit Personen mit unbekanntem HIV-Status stattgefunden hat, kann man sich an ein spezialisiertes HIV-Behandlungszentrum wenden - und zwar rund um die Uhr. Zeit ist in diesem Fall nämlich ein wichtiger Faktor: Die PEP muss spätestens 48 Stunden nach dem Risikokontakt eingenommen werden, um wirksam zu sein.
Fakt #4: es gibt zu viele "late presenter" in österreich
Als "Late Presenter" werden jene Menschen bezeichnet, die erst zu einem sehr späten Zeitpunkt von ihrer HIV-Infektion erfahren. Im Jahr 2020 waren das in Österreich mehr als 40% der HIV-Positiven (mehr dazu in den Facts&Figures der Aidshilfe Wien). Das ist nicht nur hinsichtlich der unbemerkten Übertragung von HIV ein Problem, sondern auch in der Therapie. Je früher diese begonnen wird, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung (unter anderem, weil das Immunsystem noch "fitter" ist). Neben mangelndem Risikobewusstsein könnte auch die Angst vor Diskriminierung ein Grund für die hohe Zahl an späten Neudiagnosen sein (vgl. Zentrum der Virologie der Med. Univ. Wien 03/2020: 6).
Fakt #5: Die WHO-Ziele bis 2030 lauten 95:95:95
Das bedeutet konkret: 95% der HIV-Infizierten sollen ihre Diagnose kennen, 95% jener, die diagnostistizert wurden, sollen eine HIV-Therapie erhalten und bei 95% jener, die therapiert werden, soll die Viruslast unter der Nachweisgrenze liegen. Dieses ehrgeizige Ziel hat UNAIDS ausgerufen, um die AIDS-Pandemie bis zum Jahr 2030 zu beenden. Damit könnten laut UNAIDS-Prognosen weltweit etwa 28 Millionen HIV-Infektionen und 21 Millionen AIDS-Tote bis zum Jahr 2030 verhindert werden.
Noch mehr Infos gefällig?
Auf unserer Website finden Sie zahlreiche Informationen rund um HIV. Etwa zur HIV-Therapie, PrEP- und PEP-Medikation bei Risikokontakten, HIV-Testmöglichkeiten, HIV und Ernährung und vieles mehr.
Freilich sind wir auch immer persönlich für Sie da und beraten gern vor Ort in der Apotheke. Diskret und anonym, versteht sich. Sie können sich mit Ihren Fragen auch gern per E-Mail an positiv@marienapo.eu wenden oder sich telefonisch unter 01 597 02 07 melden.