
Nachgefragt: Interview mit Markus Steup von HOSI Wien
Seit 30 Jahren betreuen wir in der Marien Apotheke Menschen mit HIV und setzen uns gegen Diskriminierung HIV-positiver Menschen ein. Zugleich unterstützen wir auch schon lange Vereine und institutionen, die sich für die Rechte der LGBTIQ-Community einsetzen.
Einer der wichtigsten Vereine in diesem Bereich ist mit Sicherheit die HOSI (Homosexuelle Initiative). Die HOSI setzt sich seit 1979 auf vielfältige Weise für die Rechte von Lesben, Schwulen, Bisexuellen und Transpersonen sowie von intergeschlechtlichen Menschen ein und veranstaltet jährlich wichtige Events wie den Wiener Regenbogenball oder die Wiener Regenbogenparade. Anlässlich des bevorstehenden Pride Monats haben wir Markus Steup von der HOSI Wien zum Interview gebeten.
Seit Beginn eurer Arbeit habt ihr eine Vielzahl an Erfolgen erreicht. Welche waren aus eurer Sicht die bedeutendsten?
Markus Steup: Grundsätzlich ist es schwierig einige besondere Errungenschaften zu nennen, da jede einzelne für uns wichtig war zur Sichtbarkeit und Gleichstellung der Community beizutragen. Hervorzuheben sind die Aufhebung der vier Sonderparagrafen im Strafrecht (§ 210 im Jahre 1989, §§ 220 und 221 im Jahre 1996 sowie § 209 im Jahre 2002), die Streichung der Krankheitsdiagnose „Homosexualität“ aus dem österreichischen Diagnoseschlüssel im Jahre 1991 (als Folge der Streichung der WHO am 17. Mai 1990 – bis heute der Tag, an welchem der Internationale Tag gegen Homo-, Bi-, Trans- und Interphobie von der Community begangen wird), die Umsetzung der Eingetragenen Partnerschaft im Jahr 2010 sowie die „Ehe für alle“ im Jahr 2019.
Die Wiener Regenbogenparade und der Wiener Regenbogenball sind eure bekanntesten Projekte. Wie hat sich die Sichtbarkeit der beiden Veranstaltungen über die Jahrzehnte verändert?
Der Wiener Regenbogenball hat sich, vor allem in den letzten Jahren, als beliebte Veranstaltung für Menschen aus unseren Nachbarländern herauskristallisiert, die die Wiener Ballkultur zu schätzen wissen. Darüber hinaus sind wir sehr stolz darauf jedes Jahr ein Stück weit früher ausverkauft zu sein, was ein schönes Zeichen dafür ist, dass die Community diese Veranstaltung zu schätzen weiß.
Die Wiener Regenbogenparade als größte und bedeutendste Demonstration für unsere Sichtbarkeit und Rechte genießt einen hohen Stellenwert innerhalb der Community und darüber hinaus. Uns ist besonders wichtig, dass den Menschen bewusst ist, dass dies keine Partyveranstaltung ist, sondern eine politische Demonstration. Mit Unterstützung aus der Community, Politik und vor allen den Medien, gelingt uns dies auch, dennoch betonen wir diesen Aspekt stets.
Heuer gibt es laut Presseaussendung die „größte Vienna Pride seit 2019“. was können wir von der heurigen Pride erwarten?
Vom Umfang des Angebots und den zu erwartenden Besucher*innen her übertreffen wir die seinerzeitige EuroPride 2019 Vienna. Die COVID-19-Pandemie hatte Auswirkungen auf alle Menschen, doch vor allem wir als Community haben seither wieder verstärkt mit Anfeindungen und Angriffen zu kämpfen. Mit dem heurigen Motto wollen wir uns auf die Wurzeln unserer Bewegung besinnen und laut und deutlich sagen: Wir sind hier, wir lassen uns nicht einschüchtern und schon gar nicht etwas wegnehmen.
Die Vienna Pride läuft von 25. Mai bis 9. Juni. Erwarten kann man ein diverses Programm aus Events, von Museumsführungen, Ausstellungen, Drag Shows, Cocktailabende, etc. – als Höhepunkt ist das Pride Village am Rathausplatz von 6. bis 8. Juni zu nennen sowie den Pride Run am Freitag, den 7. Juni.
Die HOSI wird hauptsächlich von Ehrenamtlichen getragen und durch Spenden finanziert. Wie kann man eure Arbeit am besten unterstützen?
Unterstützung hat viele Gesichter. Zu Spitzenzeiten, sprich vor dem Wiener Regenbogenball oder der Wiener Regenbogenparade freuen wir uns immer über helfende Hände. Beide Veranstaltungen kommen nicht ohne der Mithilfe von jeweils über 200 Ehrenamtlichen aus. In diesem Zusammenhang sind wir auch immer dankbar für Sachspenden, da wir unseren Ehrenamtlichen gerne Goodie Bags zur Verfügung stellen, als Dank für ihre Arbeit. Ebenso freuen sich unsere Gruppenabende (Offener Abend, Jugend- und LesBiFem-Abend) immer über Give Aways.
Abschließend sei natürlich erwähnt, dass wir uns auch immer über Spenden bzw. finanzielle Unterstützung freuen, denn diese ermöglicht uns nicht nur die Sicherstellung unserer täglichen Communityarbeit, sondern gibt uns auch die Möglichkeit neue Angebote zu schaffen. Wir sind sehr dankbar, dass wir in diesem Fall auf eine Vielzahl von langjährigen Unterstützer*innen, wie bspw. die Marien Apotheke, bauen können.
Bald feiert die HOSI 45-jähriges Bestehen. Was sind eure wichtigsten Ziele für die nächsten Jahre?
Das größte Jubiläumsgeschenk für uns wäre, wenn es keine Ziele mehr zu verfolgen gäbe. Unsere Ziele bzw. Forderungen sind ein vollständiger Diskriminierungsschutz (Levelling-up), das Verbot von geschlechtsangleichenden, medizinisch nicht notwendigen Operationen (IGM-Verbot) sowie das Verbot von Konversionstherapien.
unterstützung der hosi wien
Die wichtige Arbeit der HOSI Wien kann auf vielfältige Art unterstützt werden: Durch Mitgliedschaft im Verein, freiwillige Mitarbeit, Sachspenden oder finanzielle Unterstützung. Mehr dazu kann auf der Website hosiwien.at nachgelesen werden.