Illustration von Rike Hofmann/We Love You All zum Thema Gendermedizin und Brustkrebsvorsorge

Gendermedizin: Langer Weg zur Chancengleichheit

8. März 2024

Den Internationalen Frauentages nehmen wir zum Anlass, auch das Thema Gendermedizin näher zu beleuchten. Denn noch immer werden geschlechterspezifische Unterschiede in Bezug auf Erkrankungen, Forschung, Prävention und Behandlungen zu wenig berücksichtigt.

 

Arzneimittel wurden lange Zeit hauptsächlich an Männern erforscht, der Maßstab vieler medizinischer Studien ist nach wie vor ein 75 Kilo schwerer Mann und auch für Erkrankungen typische Symptome werden hauptsächlich anhand des männlichen Organismus beschrieben. Die Medizin ist also immer noch stark männlich geprägt. Die Konsequenzen sind, dass Krankheiten bei Frauen häufig später erkannt werden und manche Präparate für Frauen zu hoch dosiert sind. Auch heute besteht noch ein starkes Ungleichgewicht und der Weg zur gesundheitsbezogenen Chancengleichheit, die durch Gendermedizin hergestellt werden soll, ist noch lange.

Weniger Lebensjahre in Guter Gesundheit

Frauen unterscheiden sich häufig in ihrem Gesundheitsverhalten und ihren Krankheitsverläufen von Männern. Bei vielen Erkrankungen zeigen Frauen andere Symptome und sprechen auf medizinische Behandlungen im Vergleich anders an. Dennoch trennt die Wissenschaft bei der Entwicklung neuer Medikamente bis heute oft nicht zwischen Mann und Frau. Die Lebenserwartung von Frauen liegt zwar bekanntlich höher, aber es werden nachweislich weniger Lebensjahre in guter Gesundheit verbracht. Ein wichtiger Schritt in Richtung gesundheitsbezogener Chancengleichheit wäre es, frauenspezifische Aspekte in der Gesundheitsforschung und Gesundheitsförderung, Prävention und Versorgung endlich fest zu verankern.

Biologische Unterschiede wenig berücksichtigt

Eine zentrale Ursache für die unzureichenden Erkenntnisse über frauenspezifische Erkrankungen liegt darin, dass die Forschung in ihren Anfängen nahezu ausschließlich am männlichen Organismus erfolgte und auch die medizinische Lehre lange Zeit rein männlich geprägt war.

 

Dabei ist es geradezu unverständlich, dass in der Humanmedizin biologische Unterschiede von Männern und Frauen, auch heute noch, in so geringem Ausmaß berücksichtigt werden. Nicht nur die Körpergröße, Muskelmasse, Hormoneinflüsse unterscheiden sich, auch die Nierenfunktion, der Stoffwechsel und das Immunsystem funktionieren anders. Das Ziel der Gendermedizin ist es, dieses Ungleichgewicht auszugleichen und den Faktor Geschlecht zu etablieren – denn fest steht, dass Frauen anders krank werden als Männer.

Herzkrankheiten: Höhere Sterblichkeit bei Frauen

Die Gendermedizin wurde erst in den 1990er Jahren, als Teil der personalisierten Medizin, entwickelt. Eine der führenden Vorkämpferinnen ist die US-Amerikanische Kardiologin und Medizinwissenschaftlerin Marianne Legato, die bereits in den 1980er Jahren Unterschiede von Herzerkrankungen bei Frauen gegenüber Männern erkannte.

 

Die späte Diagnose und Behandlung von Herzinfarkten bei Frauen ist ein exemplarisches Beispiel, das auf das praktische Bild vieler medizinischer Studienergebnisse übertragbar ist. Männer erkranken weit häufiger an den verbreitetsten Herzkrankheiten als Frauen, allerdings ist die Sterblichkeit bei Frauen deutlich höher.

 

Auch wenn das Risiko für Frauen einen Herzinfarkt zu erleiden bis nach den Wechseljahren deutlich geringer ist, ändert sich das jedoch mit steigendem Alter und sinkendem Östrogen-Hormonspiegel. Bei Frauen treten häufiger Beschwerden auf, die nicht zu den klassischen männlichen Symptomen zählen: Starke Schmerzen in Brust, Hals und im linkem Arm sind also nicht die einzigen Hinweise auf einen Herzinfarkt. Frauen leiden unter anderem an Schmerzen im Oberbauch, Übelkeit, Schwindel und unspezifischen Rückenschmerzen.

 

Herzinfarkte bei Frauen werden demnach später diagnostiziert und behandelt. Da bei einem Herzinfarkt schnelle Hilfe enorm wichtig ist, ergibt sich leider eine höhere Sterblichkeit bei Frauen. Diesen sogenannten "Gender-Health-Gap", welcher die Kluft zwischen den Geschlechtern im Gesundheitswesen beschreibt, findet man überall.

Endometriose: Verspätete Aufmerksamkeit

Die Krankheit Endometriose, kann als Beispiel dafür herangezogen werden, dass auch die Aufmerksamkeit gegenüber frauenspezifischen Erkrankung in der medizinischen Geschichte lange Zeit einen geringeren Stellenwert einnahm.

 

Endometriose ist eine der häufigsten gynäkologischen Erkrankung, die Schätzungen zufolge 15 Prozent aller Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. Die Krankheit ist vielseitig, schwer zu diagnostizieren und die Ursachen sind bis heute noch unklar. Obwohl es in den letzten Jahrzehnten endlich Fortschritte in der Endometrioseforschung gab, ist die Entwicklung dieser Krankheit immer noch nicht vollständig geklärt. Derzeit gibt es auch noch keine Therapie, die zur vollständigen Heilung führt.

 

Es handelt sich um eine gutartige, oft chronisch verlaufende Erkrankung bei der die Gebärmutterschleimhaut auch außerhalb der Gebärmutterhöhle wächst und in vielen Fällen mit starken Schmerzen verbunden sein kann. Im Zuge der Menstruation können die Endometriose-Herde zu bluten beginnen und schmerzhafte Entzündungen verursachen, die zu Verwachsungen und Vernarbungen führen. Im Verlauf der Erkrankung können sich Endometriose-Herde vergrößern oder es können sich Zysten an den Eierstöcken bilden, die die Fruchtbarkeit mindern. Bis zu 40 Prozent der Frauen, die sich ihren Kinderwunsch nicht erfüllen können, leiden an Endometriose.

 

Leider ist das Wissen über diese Krankheit immer noch nicht weit verbreitet – auch deshalb, weil das Thema Menstruation gesellschaftlich in den meisten Kulturen immer noch tabuisiert wird und mit Scham behaftet ist. Betroffene gehen trotz Beschwerden nicht zum Arzt oder zur Ärztin oder die Krankheit wird, aufgrund des geringen Wissensstandes, nicht richtig diagnostiziert und normalen Menstruationsbeschwerden zugeordnet.

 

In Österreich sind zwischen 120.000 und 300.000 Frauen von der chronischen Erkrankung betroffen, die Dunkelziffer ist hoch. Zwischen dem Auftreten der ersten Symptome und der Diagnose vergehen durchschnittlich sieben bis neun Jahre. Wird die Erkrankung jedoch frühzeitig erkannt, kann sie relativ gut behandelt werden und Betroffene können sich ihren Kinderwunsch erfüllen. Die Medizinische Universität Wien, Graz und Innsbruck haben um das Bewusstsein für Endometriose zu steigern vor genau 3 Jahren die Kampagne "Bewusstsein für Endometriose und Infertilität" (BEI) gestartet.

 

In der Forschung gibt es noch viel Aufholbedarf. Gendermedizin geht jedoch weit über reproduktive Gesundheit, in der Geschlechterunterschiede offensichtlich sind, hinaus.

Was wird getan?

Frauen finden in medizinischen Studien entweder zu wenig Beachtung oder die Wissenschaftler werten die Daten nicht nach Geschlechtern getrennt aus, was angesichts der körperlichen Unterschiede nicht nur sinnvoll, sondern dringend nötig wäre. Seit 1993 sind Pharmafirmen in den USA dazu aufgefordert, beide Geschlechter in ihre Versuche einzubeziehen. Sinnvoll ist das aber nur, wenn die Daten dann auch geschlechtergetrennt ausgewertet werden, da die Ergebnisse sonst verzerrt erscheinen.

 

Am 31.Jänner 2022 trat eine neue Verordnung der Europäischen Union (EU) in Kraft, die diesen Misstand korrigieren soll. Demnach sollen künftig alle TeilnehmerInnen klinischer Prüfungen, repräsentativ für die Bevölkerungsgruppen sein, wodurch Alter und Geschlecht miteinbezogen werden müssen.

Bedeutung von Gendermedizin für ALLE

Gendermedizin steht nicht dafür eine neue Medizin für Frauen zu schaffen und die Bestehende für Männer zu behalten, sondern das Wissen zu verbreiten, dass es zwischen Männern und Frauen Unterschiede gibt.

Geschlecht (sex und gender) wird durch die vermehrte wissenschaftliche Aufmerksamkeit zunehmend als wichtiger Einflussfaktor auf Gesundheit und Krankheit erkannt. Aber auch Diversity gerät mehr und mehr in den Mittelpunkt. Nicht nur Geschlecht, sondern auch Alter, ökonomische Verhältnisse und soziale Herkunft zeigen ihre medizinische Relevanz auf Ebene der Symptome, Diagnosen, in der Prävention, Behandlung und Wirkung von Medikamenten.

Bewusstsein für Gendermedizin zu schaffen, die in allen medizinischen Fächern immer deutlicher sichtbar wird, verspricht einen erhöhten Erkenntnisgewinn und in weiterer Folge verbesserte medizinische Angebote – und zwar für alle.

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