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Stille Epidemie: WHO-Studie zu sexuell übertragbaren Infektionen

14. Juni 2019

Über eine Million sexuell übertragbare Infektionen (STI) weltweit - pro Tag. Das ist die von der WHO geschätzte Zahl für das Jahr 2016. Untersucht wurden Infektionen mit Trichomonaden, Chlamydien, Gonokokken und Syphilis. Unter den 15- bis 49-Jährigen kommt es demnach jährlich zu geschätzten 376 Millionen Neuinfektionen mit einem der vier Erreger. Zusätzlich seien, laut WHO, noch hunderte Millionen Menschen von Infektionen mit HIV, Hepatitis B, Herpes oder Humanen Papillomviren (HPV) betroffen. Die Zahlen liegen 5 % über den Schätzungen aus dem Jahr 2012.

 

Da direkt bei der Ansteckung oft nur wenige oder gar keine Beschwerden auftreten - oder Symptome falsch interpretiert werden - bleiben Infektionen häufig unbemerkt. Bakterien, Viren und Parasiten können sich munter und fröhlich weiterverbreiten und führen so zu einer "stillen Epidemie", wie es Dr. Melanie Taylor, eine der AutorInnen, nennt. 

 

Infektionen mit einem der vier Erreger haben aber mitunter schwere Folgen: von Unfruchtbarkeit und Eileiterschwangerschaften bis hin zu Arthritis oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Die Übertragung von Mütter auf ihre Kinder durch Schwangerschaft und Geburt ist außerdem ein großes Problem: geschätzte 200 000 Babies von knapp einer Million Syphilis-infizierter Frauen sind im Jahr 2016 kurz vor oder nach der Geburt gestorben. Syphilis gilt damit, nach Malaria, als zweithäufigste Todesursache für Babies.

 

Dabei wären die untersuchten STIs heilbar. Die nötigen Medikamente sind allerdings nicht in allen Ländern ausreichend verfügbar oder für Betroffene oft nicht leistbar. Entsprechende Vorbeugung, wie die konsequente Nutzung von Kondomen, wäre besonders wichtig, um das Verbreiten von Neuinfektionen zu stoppen. Flächendeckende Aufklärung, leicht zugängliche Testungen auf STIs und das Einbinden der betroffenen, oft marginalisierten Zielgruppen in Projekte sind die wichtigsten Schritte, welche die WHO empfiehlt.

 

Spanien reagierte prompt mit einer Kondomkampagne auf Social Media. Diese soll sich vor allem an Jugendliche zwischen 14 und 29 Jahren richten. Laut spanischem Gesundheitsministerium waren die Fälle von Gonorrhö-Erkrankungen landesweit zwischen 2013 und 2017 um 26 % gestiegen. Die Infektionsrate von Syphilis erreichte 2017 ihren Höhepunkt. Vor allem 15 bis 18-Jährige waren in den letzten Jahren konsequente Kondom-Verweigerer.