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Welt-AIDS-Tag: 5 Fakten zu HIV und AIDS

01. Dez 2025

Der heurige Welt-AIDS-Tag am 1. Dezember steht unter dem Motto „Overcoming disruption, transforming the AIDS response". Die Aidshilfe Wien setzt heuer außerdem einen Schwerpunkt zum Thema HIV-Prävention und sexuelle Gesundheit im Alter. Alle Veranstaltungen rund um den Welt-AIDS-Tag können Sie im Veranstaltungskalender einsehen.

Als HIV-kompetente Apotheke, die bereits seit den frühen 90er-Jahren Menschen mit HIV betreut, zeigen wir natürlich das ganze Jahr über Schleife und engagieren uns, um zur Aufklärung über HIV und AIDS beizutragen. Den Welt-AIDS-Tag nutzen wir deshalb auch, um Ihnen ein paar Fakten, die Sie so vermutlich noch nicht kennen, zu präsentieren!

Auf unserem Instagram-Kanal sehen Sie diese Woche übrigens ebenfalls verschiedene Videos mit Infos zu HIV, HIV-PEP und HIV-PrEP!

Fakt #1: Es bräuchte 7 Liter Speichel, um HIV über Küssen zu übertragen 

Die Viruslast im Speichel ist so gering, dass das HI-Virus also ganz klar nicht über das Küssen übertragen werden kann (die Info zur Speichelmenge entstammt übrigens dem Online-HIV-Talk von Mag. Birgit Leichsenring am 23.11.2021). Auch das Trinken aus dem selben Glas, das Benutzen des gleichen WCs, Umarmen oder Händeschütteln stellen keinerlei Infektionsquellen dar. HIV wird nur über Blut, Sperma oder Vaginalflüssigkeit übertragen. 

Fakt #2: HIV-Positive unter wirksamer Therapie können das Virus nicht mehr übertragen

Dieses Prinzip nennt sich N=N (nicht nachweisbar = nicht übertragbar) bzw. U=U (undetectable = untransmittable) oder Schutz durch Therapie. Mit einer Antiretroviralen Therapie kann die Viruslast im Blut unter der Nachweisgrenze gehalten werden, wodurch das HI-Virus nur noch in so geringer Menge vorliegt, dass es nicht mehr nachweisbar ist. Nach etwa 6 Monaten ist die Viruslast auch im Sperma und in der Vaginalflüssigkeit so gering, dass HIV auch beim Sex nicht mehr übertragen werden kann. Voraussetzung ist natürlich, dass die Medikamente regelmäßig eingenommen werden und eine engmaschige ärztliche Kontrolle erfolgt.

Fakt #3: Im Notfall hilft die PEP 

Die PEP ist die post-expositionelle HIV-Prophylaxe. Diese umfassen Medikamente, die nach einem hohen Infektionsrisiko eingenommen werden können, um eine Ansteckung mit HIV zu verhindern. Das Prinzip ist ähnlich wie bei der "Pille danach". Wenn das Kondom gerissen ist oder ungeschützter Vaginal- oder Analverkehr mit Personen mit unbekanntem HIV-Status stattgefunden hat, kann man sich an ein spezialisiertes HIV-Behandlungszentrum wenden - und zwar rund um die Uhr. Zeit ist in diesem Fall nämlich ein wichtiger Faktor: Die PEP muss spätestens 72 Stunden nach dem Risikokontakt eingenommen werden, um wirksam zu sein. Es gilt aber: Je früher, desto besser! 

Auf der Website der Österreichischen Aidsgesellschaft gibt es eine Liste aller HIV-Behandlungszentren und niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte mit HIV-Spezialisierung. Die HIV-Immunambulanz der Klinik Penzing ist für Notfälle, die eine PEP erfordern, übrigens rund um die Uhr - auch am Wochenende und an Feiertagen - erreichbar! 

Fakt #4: Es gibt zu viele "Late Presenter" in Österreich - vor allem unter Heterosexuellen

Als "Late Presenter" werden jene Menschen bezeichnet, die erst zu einem sehr späten Zeitpunkt von ihrer HIV-Infektion erfahren, also wenn das Immunsystem schon stark beeinträchtig ist. Im Jahr 2024 waren das in Österreich fast 42% der HIV-Neudiagnosen (mehr dazu im Factsheet der Aidshilfe Wien). Heterosexuelle Frauen und Männer sowie bei Personen über 50 Jahre sind dabei überdurchschnittlich oft betroffen. 

Das ist nicht nur hinsichtlich der unbemerkten Übertragung von HIV ein Problem, sondern auch in der Therapie. Je früher diese begonnen wird, desto besser sind die Chancen auf eine erfolgreiche Behandlung (unter anderem, weil das Immunsystem noch "fitter" ist).  

Fakt #5: Eine langwirksame Spritze könnte ein Game Changer in der Prävention sein

Auf der Welt-AIDS-Konferenz 2024 gab es für die Studienergebnisse Standing Ovations, seit Sommer 2025 ist sie auch in Österreich offiziell zugelassen: Die langwirksame PrEP mit dem Wirkstoff Lenacapavir. PrEP steht für Prä-Expositionsprophylaxe und bezeichnet Medikamente, die vor einer Ansteckung mit HIV schützen. Bisher waren diese nur in Tablettenform verfügbar, die Kosten werden seit letztem Jahr auch von einigen Krankenkassen rückerstattet.

Bei der langwirksamen PrEP muss anstelle einer täglichen Tablette nur zwei Mal pro Jahr eine Spritze verabreicht werden. Das Problem: Eine einzelne Injektion kostet derzeit über € 30.000 und muss privat bezahlt werden. 

Besonders für ärmere Länder mit hoher HIV-Inzidenz wäre die langwirksame PrEP ein echter Game Changer in der Prävention - sie sind aber auf günstigere Generika angewiesen. Hersteller Gilead hat angekündigt, diese für solche Länder freizugeben bzw. einige Millionen Dosen des Originalpräparats zur Verfügung zu stellen. Wann und ob man erste Ergebnisse sehen kann, bleibt abzuwarten. 

Noch mehr Infos gefällig? 

Auf unserer Website finden Sie zahlreiche Informationen rund um HIV. Etwa zur HIV-Therapie, PrEP- und PEP-Medikation bei Risikokontakten, HIV-Testmöglichkeiten und vieles mehr. Wenn Sie regelmäßig News aus der HIV-Forschung, HIV-bezogenen Veranstaltungen oder zu neuen Medikamenten erhalten möchten, empfehlen wir unsere Red Ribbon News

Freilich sind wir auch immer persönlich für Sie da und beraten gern vor Ort in der Apotheke. Diskret und anonym, versteht sich. Sie können sich mit Ihren Fragen auch gern per E-Mail an positiv@marienapo.eu wenden oder sich telefonisch unter 01 597 02 07 melden.