
Kaliumjodid: Kein Grund zur Einnahme und Hortung
Der russische Angriff auf die Ukraine hat in Österreich zu einer erhöhten Nachfrage nach Kaliumjodid-Tabletten geführt. In den Apotheken sind die Tabletten für Erwachsene zurzeit weitgehend ausverkauft.
Für Kinder und Jugendliche sowie Schwangere und Stillende sind jederzeit ausreichend Tabletten vorrätig und können kostenfrei in Apotheken abgeholt werden.
Die Apothekerkammer bestätigt, dass es derzeit Engpässe bei der Kaufware gibt, die auf Vorratskäufe zurückzuführen sind. Dabei besteht in Österreich seit Jahrzehnten ein System der Kaliumjodid-Bevorratung und Verteilung als Vorbereitung für den Ernstfall. Es besteht kein Grund zur Einnahme und Vorratskäufen.
Kaliumjodid-Tabletten dürfen nur auf ausdrückliche Anordnung der Gesundheitsbehörde eingenommen werden.
Eine vorsorgliche Einnahme ist sinnlos und eventuell sogar schädlich!
WANN werden Kaliumjodid-Tabletten eingenommen?
Seit dem Reaktorunfall von Tschernobyl bevorratet Österreich Kaliumjodid-Tabletten, die nach Reaktorkatastrophen zum Schutz vor Schilddrüsenkrebs eingenommen werden. Kaliumjodid-Tabletten verhindern die Aufnahme von radioaktivem Jod, das über die Atmung in den Körper gelangt und sich in der Schilddrüse anreichern kann.
Die Schilddrüse benötigt Jod um einwandfrei zu funktionieren. Bei einem Kernunfall oder einem Angriff mit Atomwaffen wird allerdings verstrahltes Jod freigesetzt, das schwerwiegende gesundheitliche Folgen haben kann. Kaliumjodid-Tabletten wirken also als "Jodblockade". Eine rechtzeitige Einnahme - kurz vor dem Eintreffen von radioaktiv kontaminierten Luftmassen - vermindert das Risiko an Schilddrüsenkrebs zu erkranken.
Einnahme nur nach Aufforderung durch Gesundheitsbehörden
Es besteht jedoch keine Notwendigkeit Kaliumjodid-Tabletten auf dem freien Markt einzukaufen. In Österreich stehen für den (hoffentlich nie eintretenden) Ernstfall ausreichend Tabletten für alle, die diese benötigen, zur unmittelbaren Verfügung. Außerdem verfügt Österreich über ein exzellent ausgebautes Strahlenfrühwarnsystem und ist mit weltweiten Warnsystemen bestens verbunden.
Im Falle eines Reaktorunfalls geben die Gesundheitsbehörden bekannt, welche Personen Kaliumjodid-Tabletten in welcher Dosierung einnehmen sollen und in welchen Regionen eine Einnahme notwendig ist. Für die rechtzeitige Einnahme besteht ein vorausschauendes Bevorratungskonzept und es stünden ausreichend Tabletten für die Bevölkerung bereit, sollten diese im Notfall bei hoher Strahlenbelastung benötigt werden.
für Kinder und Jugendliche kostenlos
Kinder und Jugendliche sind besonders gefährdet, an strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs zu erkranken. Daher stellt das Gesundheitsministerium für Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren Kaliumjodid-Tabletten in Apotheken, Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen kostenlos zur Verfügung. Auch für Schwangere und Stillende sind die Tabletten gratis.
Personen von 18 bis 40 Jahren, können Kaliumjodid-Tabletten in der Apotheke zu einem geringen Preis erwerben.
Personen über 40 Jahre sollten Kaliumjodid-Tabletten laut Angaben des Ministeriums nicht mehr einnehmen, da ihr Risiko an strahlenbedingtem Schilddrüsenkrebs zu erkranken sehr gering, jenes von schweren Nebenwirkungen durch die Jodzufuhr aber hoch ist.
Kein Grund für panikkäufe
Auch wenn die Lage in der Ukraine in vielerlei Hinsicht sehr besorgniserregend ist, besteht kein Grund zu Panikkäufen von Kaliumjodid-Tabletten. Die Apothekerkammer und das Gesundheitsministerium raten von ähnlichen Hortungen wie zu Beginn der Corona-Pandemie ab. Bei einem Kernkraftwerksunfall im Zuge der Kriegshandlungen in der Ukraine besteht laut Auskunft des BMSGPK wegen der großen Entfernung keine Notwendigkeit in Österreich Kaliumjodid-Tabletten einzunehmen.
In Österreich stehen ausreichend Tabletten zur Verfügung und Nachschub wird von einer österreichischen Firma auf Hochtouren produziert. Es besteht also derzeit keine Notwendigkeit Kaliumjodid-Tabletten einzukaufen.
Sinnvoll ist es in der aktuellen Situation Hilfsbereitschaft zu zeigen und die vom Krieg Betroffenen zu unterstützen, z.B. durch eine Spende: #StandWithUkraine: Wie wir helfen können.
Mehrsprachige Informationen über Kaliumjodid-Tabletten in zwölf verschiedenen Sprachen finden Sie auf der Webseite des Sozialministeriums.
Quellen:
Österreichische Apothekerkammer "Kaliumjodid: Kein Grund zur Bevorratung oder Einnahme"
Gesundheitsministerium: Kaliumiodid-Tabletten bei schweren Reaktorunfällen
ORF Vorarlberg:"Kaliumjodid-Tabletten für Erwachsene ausverkauft"
Der Standard: "Radioaktive Strahlung: Warum man jetzt keine Jodtabletten einnehmen soll"
Oesterreich.gv.at: Strahlenfrühwarnsystem